Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit
Freisinger Steinwüste
Hintergrund
Im Jahr 2024 feierte Freising „1300 Jahre Korbinian“ – und präsentierte sich dabei mit Stolz: Die neu gestaltete Innenstadt mitsamt freigelegter Moosach wurde als Meilenstein städtebaulicher Entwicklung und Beleg für nachhaltige Stadtplanung beworben. Die Stadt spricht von hoher Aufenthaltsqualität, einem urbanen Zentrum und einem gestärkten Mikroklima. Doch: Wie sehr halten diese Versprechen einer kritischen Prüfung stand – insbesondere unter ökologischen und klimatechnischen Gesichtspunkten?
Nachgefragt
Wir haben bei der Stadtverwaltung konkret nachgefragt:
- Wie viel CO₂-Reduktion bringt die Neugestaltung der Innenstadt?
- In welchem Umfang hat die Öffnung der Moosach das Mikroklima messbar beeinflusst?
Eine belastbare Antwort blieb bislang aus – obwohl telefonisch zugesagt. Auch auf den städtischen Webseiten sind entsprechende Zahlen derzeit nicht auffindbar.
Angesichts der unmittelbaren Nähe zur Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die über ausgewiesene Expertise im Bereich nachhaltiger Stadtentwicklung und Klimaanpassung verfügt, wäre eine begleitende wissenschaftliche Bewertung naheliegend gewesen.
Fazit
Der freigelegte Moosach-Arm als Symbol für ein neues, klimaresilientes Zentrum? Auf den ersten Blick vielleicht. Doch die Realität vor Ort lässt Zweifel aufkommen: Die dominanten grauen Steinplatten speichern Hitze, statt zu kühlen – von kühlenden, beschattenden Grünflächen kaum eine Spur. Die wenigen jungen Bäume stehen wie Verlegenheitslösungen in einer Umgebung, die eher an eine Steinwüste als an ein belebtes Stadtzentrum erinnert.
Während viele europäische Städte längst auf Schwammstadt-Konzepte, urbane Begrünung und Wasserinszenierung als Hitzeschutz setzen, scheint Freising mit seiner Sanierung eher auf Optik als auf Wirkung gesetzt zu haben.