Mobilität und Infrastruktur

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Ärgerliche BahnCard-Aktion

Hintergrund

Die Deutsche Bahn wirbt derzeit mit einer Sommeraktion für BahnCard-50-Kundinnen und -Kunden. „Sommer im Doppelpack“ verspricht, dass eine zweite Person mitreisen kann – zum halben Preis. Auf den ersten Blick wirkt das Angebot attraktiv. Beim genauen Hinsehen zeigt sich jedoch eine wesentliche Einschränkung. Der Rabatt gilt ausschließlich für innerdeutsche Fernverkehrsfahrten. Diese Information steht nicht im Werbemailing, sondern wird erst nach dem Klick auf „Jetzt buchen“ sichtbar.

Nachgefragt

Eine Presseanfrage vom 16. Mai 2025, in der auf diese intransparente Kommunikation hingewiesen wurde, blieb unbeantwortet. Auch eine Erinnerung mit Ankündigung eines Zitats führte zu keiner Reaktion. Eine Nachfrage in vier DB-Reisezentren brachte zusätzliche Ernüchterung. Drei von vier Mitarbeitenden konnten das Angebot nicht erklären oder kannten es gar nicht.

Fazit

Verspätungen gehören bei der Deutschen Bahn inzwischen zur Routine – das kennen die Fahrgäste. Doch wenn selbst die Kommunikation gegenüber treuen Kundinnen und Kunden aus der Spur gerät, Angebote bewusst verkürzt dargestellt werden und die Pressestelle eine klare Presseanfrage schlicht ignoriert, sind die roten Signale nicht mehr technischer, sondern strategischer Natur. Dass ein Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Staat gehört, derart intransparente Kommunikation betreibt, ist ein schlechtes Beispiel – gerade in Zeiten, in denen Vertrauen in öffentliche Institutionen essenziell ist.

Tempo 40 für mehr Sicherheit

Foto: ieC

Hintergrund

In deutschen Städten gilt seit Jahrzehnten Tempo 50 – trotz veränderter städtischer Strukturen und neuer Anforderungen an Sicherheit, Gesundheit und kommunale Steuerung. Kommunen berichten von hohem Verwaltungsaufwand, Gutachtenpflichten und komplexen Einzelfallregelungen bei der Einführung von Tempo-30-Zonen. Gleichzeitig entstehen dauerhaft hohe Kosten durch Beschilderung, Dokumentationspflichten und Widerspruchsverfahren – bei fraglicher Wirkung auf struktureller Ebene.

Eine bundeseinheitliche Absenkung der Regelgeschwindigkeit auf 40 km/h könnte nach Ansicht vieler Fachleute die Verkehrssicherheit erhöhen, kommunale Ressourcen schonen und Planungsprozesse vereinfachen.

Nachgefragt

Wir haben das Bundesministerium für Verkehr um Stellungnahme gebeten:

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Gegen den LKW-Gau auf unseren Autobahnen

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Hintergrund

Trotz zahlreicher Empfehlungen von Polizei, Unfallforschung und Verkehrsverbänden sowie überzeugender Beispiele aus dem europäischen Ausland gibt es in Deutschland bis heute keine bundeseinheitlichen Vorgaben für Lkw-Tempolimits oder generelle Überholverbote auf Autobahnen. Stattdessen dominiert ein Flickenteppich streckenbezogener Einzelregelungen – mit spürbaren Nachteilen für Verkehrssicherheit, Verkehrsfluss und Infrastrukturbelastung.

Diese Situation verschärft sich weiter durch die wachsende Belastung des deutschen Autobahnnetzes als zentrale Transitroute im europäischen Güterverkehr. Die Zahl der Unfälle mit Lkw-Beteiligung steigt ebenso wie der infrastrukturelle Verschleiß. Gleichzeitig scheitern bundeseinheitliche Lösungen bislang regelmäßig am politischen Widerstand – häufig mit Verweis auf die wirtschaftliche Bedeutung Deutschlands als Transitland und die angeblich gefährdete Wettbewerbsfähigkeit der Logistikbranche.

Nachgefragt

Wir haben das Bundesministerium für Verkehr um Stellungnahme gebeten:

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Kommentar

Nach der Ampel wurde nicht umgeschaltet – sondern abgeschaltet.

Immerhin: Eine Antwort kam. Und sie ist ein kleines Meisterwerk deutscher Verwaltungskunst. Kein Gedanke zu viel, kein Risiko zu nah, kein Problem zu konkret. Wer hoffte, dass im Ministerium jemand auf die Idee kommt, Verkehrssicherheit, Umweltziele und kommunale Entlastung vielleicht einmal zusammenzudenken – wurde enttäuscht. Stattdessen gibt’s einen Paragrafenslalom durch die Straßenverkehrsordnung und den Verweis auf die „Zuständigkeit der Länder“. Natürlich. Wer sonst.

Tempo 40 innerorts? Nein, das wäre ja einfach. Stattdessen kleinteilige Ausnahmen, verbunden mit viel Papier, ein bisschen Verwaltungsaufwand – und dem guten Gefühl, alles beim Alten zu lassen. Reform der Lkw-Regeln auf Autobahnen? Lieber nicht. Die Infrastruktur sei doch sicher, die Differenzgeschwindigkeiten kein Problem, und überhaupt sei ja „nichts geplant“. Na dann. Weiter so.

Was auffällt: Man will nichts falsch machen – also macht man lieber gar nichts. Verantwortung? Gern in Richtung Kommunen abgeschoben. Kreative Lösungen? Nicht vorgesehen. Was zählt, sind Regeln, Schilder und Verfahren. Verkehrspolitik als Selbstverwaltung des Stillstands.

Was bleibt, ist der Eindruck einer Politik, die lieber Verkehrszeichen nach Vorschrift sortiert, als Richtung zu geben.
Nach der Ampel wurde nicht umgeschaltet – sondern abgeschaltet. Kein Licht, kein Kurs, nur Verwaltungsdunst.

Die vollständigen Antworten des Ministeriums gibt’s hier zum Nachlesen:

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